MODERN EON
«Fiction Tales» (Cherry Red Records)
Die aus Liverpool stammenden Modern Eon nannten sich zu Beginn ihrer Existenz Luglo Slugs. Unter diesem Namen veröffentlichten die Band um Alix Plain (eigentlich Johnson) und Danny Hampson die Single «Benched Down/70s Sixties», die auf dem Sampler «Street To Street - A Liverpool» Album landete. Besagter Song, 1978 erschienen, riet noch auf der verebbenden Punk-Welle. Mit dem Namenswechsel kam die Hinwendung zum Post-Punk. 1979 veröffentlichten Modern Eon auf ihrem eigenen Label die EP 4-Track «Pieces». Darauf finden sich mit «Second Still» und «Choreography» zwei Songs, die in veränderter Form zwei Jahre später auf ihrem einzigen Album «Fiction Tales» landen sollten. Gerade «Second Still» ist exemplarisch dafür, welche Fortschritte Modern Eon in diesen zwei Jahren bezüglich Atmosphäre, Dynamik und Dramatik machte. Das langsam ansteigende (und sich steigernde) und spannungsgeladene Intro von «Second Still» fehlt. «Fiction Tales» enthält weitere solche spannende Songs. Wie zum Beispiel «The Grass Still Grows», das mit einem ähnlich fiebrigen Intro (inklusive Blubbern) aufwartet. Daneben lässt der Einsatz eines Sax aufhorchen. In «Real Hymn» ist ein monotoner Basslauf Teil des spannenden Auftaktspiels. Ein hektisches Zwischenspiel und ein dunkles Gitarrensolo runden dramatische Herrlichkeit ab. In «High Noon» sorgt ein fiebriges Gitarrenriff im Zusammenspiel mit Schlagzeug und Synthesizer für Hochspannung. Eigentlich besteht der ganze Songs aus diesem, geschickten varierten Intro. Musikalisch waren Moderrn Eon Brüder im Geiste von Bands wie Joy Division, Modern English oder Mecano. Die vorliegende Doppel-CD ist die längst fällige, erste Veröffentlichung von «Fiction Tales» auf CD. Neben dem Album gibt es auf CD 2 eine Reihe von Singles- und EP-Tracks. Am interessantesten sind sicherlich Songs wie «Garland Leaves» und «After The Party», die wahrscheinlich für ein zweites Album gedacht waren. Leider löste sich Modern Eon 1982 auf. Saxofonist Tim Lever spielte später bei Dead Or Alive, Schlagzeuger Cliff Hewitt stiess in den 1990er zu Apollo 440.
Gutes Gespür für Atmosphäre und Dramatik


8 out of 10

Robert Pally  
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