Mr. Big
«The Albums 1976-1978» (Cherry Red Records)
Jeffrey Pain (aka Dicken) und Vince Chaulk formten 1967 ihre erste Band Chaulky's Painful Leg (Was für ein Name!). Mit dem Zugang von Pete Crowther wurde daraus 1969 Burnt Oak und fünf Jahre später schliesslich Mr. Big (Keine Verbindung zur gleichnamigen US-Band un derem Hit «To Be With You».). Die erste Single sollte «Genevieve» (Leider nicht auf «The Albums 1976-1978») werden. Im letzten Moment entschied man sich um und verwendete «Eee I'm All Right». Die etwas uninspierte Novelty / Happy-Go-Lucky Nummer (klingt wie verunfallte Brotherhood Of Man) regte niemanden auf - auch nicht die Charts. Die Rückseite der Single, die Ballade «I Ain't Been A Man» wäre besser gewesen. Diese ist auch repräsentativer für den Sound der Band. Mr. Big ist eine Rockband. Die zweite Single «Christmas With Dicken» (November 1974) war ein ähnlicher Missgriff. Die Novelty-Nummer darf immerhin als ein früher Versuch gewertet werden, aus dem Weihnachtsgeschäft Profit zu schlagen. Das Debüt «Sweet Silence» (1975) zeigte endlich, was in der Band steckte. Der vielschichtige Auftakt, die Pomp-Rock-Nummer «Time Base» überzeugte von A-Z und lag näher bei Queen. Vielschichtig waren auch die 12 Songs auf «Sweet Silence». Neben Pomp-Rock gab es Pop-Rock, Hardrock, Sing-A-Long-Nummern, Prog-Rock, Balladen, ein Hauch Ethno und eine Novelty-Nummer, die sich jetzt recht gut ins Gesamtbild einfügte. Dicken, der alle Songs schrieb, sorgte zudem mit seiner unverkennbaren, angerauten Stimme für eine eigene Note. Das Musikmagazin Record Mirror bezeichnete «Sweet Silence» als eines der besten Alben eines Newcomers. Wie wahr. Die zweite selbstbetitelte LP (1977) legte bezüglich Eingängigkeit, aber auch Einheitlichkeit noch eine Schippe drauf. Songs wie «Photographic Smile», «Romeo», «Feel Like Calling Home» oder «Hold Me» haben viel Hitpotential. Leider schaffte es nur die Ballade «Romeo» in die Charts (UK Platz 4). Für den amerikanischen Markt wurde eigens ein Album («Photographic Smile») mit Songs aus dem Debüt «Sweet Silence» und dem Zweitling zusammengestellt. Mehr als positive Presse und ein paar Konzerte gab es aber nicht. Die Aufnahmen für das dritte Album «Seppuku» wurden durch personelle Wechsel, Unstimmigkeiten bezüglich Ausrichtung und Geldproblemen (Produzent Val Garay wurde durch Ian Hunter (Mott The Hoople) ersetzt) erschwert. Schlussendlich wurden die Veröffentlichung ganz gestoppt. «Seppuku» wurde erst 2001 offiziell veröffentlicht. Mr. Big folgten auf ihrem dritten Werk dem eingeschlagenen Weg. Die Songs waren zumeist poppig und öfters balladesk. Es gab aber auch rockige Momente wie «You Won't See Me» oder «Death Boy». «Seppuku» kann nicht neben den beiden ersten Alben bestehen, klingt aber ganz solide. 1978 löste sich Mr. Big auf. Dicken und Pete Crowther gründeten Broken Home und veröffentlichten zwei Alben. 1996 («Rainbow Bridge») und 2011 («Bitter Streets») erschienen zwei weitere Alben unter dem Namen Mr. Big. «The Albums 1976-1978» vereint erstmals alle drei Alben der Band aus den 1970ern, komplettiert mit einer Handvoll Bonustracks. Vor allem die beiden ersten Werke sind für alle Fans von Rockmusik aus Siebzigern eine Entdeckung wert.

7.5 out of 10

Robert Pally  
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